22. Dezember
Weihnachtskonzert
Berlin

Josef Gabriel Rheinberger
Missa Es-Dur (Cantus Missae)

Hugo Wolf
Sechs geistliche Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff
in der Bearbeitung für Männerchor von Max Reger

Heinrich Kaminski
3 weihnachtliche Liedsätze
"Maria durch ein Dornwald ging"
"Lasst uns das Kindlein wiegen"
"Joseph, lieber Joseph mein"

Arnold Schönberg
»Friede auf Erden« op. 13
für achtstimmigen Chor a cappella

Rundfunkchor Berlin
Gijs Leenaars Dirigent

Haus des Rundfunks - Grosser Sendesaal
Masurenallee 8-14
14057 Berlin
20:00 Uhr

Habakuk Traber über Heinrich Kaminskis Chorsätze
Heinrich Kaminski war im deutschen Musikleben stets ein Außenseiter; nur zwei Stücke blieben in Kirchenmusikerkreisen bekannt: seine Orgeltoccata über den Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« und sein feinsinnig durchkomponierter Chorsatz zu »Maria durch ein Dornwald ging«. Der Sohn eines altkatholischen Pfarrers und einer Opernsängerin fand spät zur Musik als Beruf. Nach dem Abitur und einer Banklehre studierte er zunächst Nationalökonomie, ehe ihm geraten wurde, seinen künstlerischen Leidenschaften zu folgen. Er schrieb sich in Heidelberg für Evangelische Kirchenmusik ein, nach zwei Jahren wechselte er ans Stern’sche Konservatorium in Berlin. Sein Schaffen entwickelte er ziemlich zurückgezogen im Umkreis der Künstlerkolonie um Franz Marc. Den Lebensunterhalt verdiente er als Klavierlehrer und Chorleiter, hauptsächlich konzentrierte er sich auf das Komponieren.

Die drei weihnachtlichen Liedsätze erschienen erstmals 1930 im »Volksliederbuch für die Jugend«, einem ehrgeizigen Bildungsprojekt, das Leo Kestenberg, Musikreferent im Preußischen Kultusministerium, schon in den frühen 1920er-Jahren angestoßen hatte. Ziel war es, Schul- und Jugendchören eine repräsentative Sammlung alter und neuer Volksliedbearbeitungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden anzubieten, um ein qualitativ hochstehendes Repertoire und eine gründliche Breitenbildung zu erreichen. Kaminskis Sätze gehörten zu den anspruchsvollen. Er nahm Texte und Melodien geistlicher Volkslieder aus verschiedenen Jahrhunderten als Grundlage und gestaltete sie so durch, dass alle Stimmen ihrer eigenen Logik folgen. Ihr Fluss soll eigenständig und frei wirken und sich zugleich zwanglos ins allgemeine Zeitmaß einfügen. Dadurch entstehen zum Teil schwierige rhythmische Konstellationen. Von Laienchören fordert dies lange, geduldige Arbeit; sie schult die Fähigkeit, den eigenen Part in seiner Besonderheit mit sensibler Aufmerksamkeit für die anderen zu artikulieren.