Heinrich Kaminski

Auf den Spuren verloren gegangener Größe
von Dr. Manfred Peters

Im Jahr 1986 machte Heinz-Klaus Metzger in einer Sendung anlässlich des hundertsten Geburtstages von Heinrich Kaminski 1 auf einen Brief aufmerksam, den Arnold Schönberg am 6. Januar 1929 in Monte Carlo an Georg Schumann, den stellvertretenden Direktor der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin, geschrieben hat. Schönberg, Mitglied der Akademie seit 1925, war damals Leiter einer Meisterklasse für Komposition. Verhindert an einer Wahl neuer Mitglieder teilzunehmen, reichte er in diesem Brief seine Vorschläge schriftlich ein. Schönberg schrieb u.a.: Als auswärtige schlage ich vor: Anton von Webern, Alban Berg, Josef Matthias Hauer, Ernst Krenek und Heinrich Kaminski. 2 Metzger konstatiert in seinem Rundfunkvortrag, dass die Genannten außer Kaminski lauter atonale Österreicher gewesen seien, woraus einigermaßen zwingend zu schließen ist, dass in den zwanziger Jahren Kaminski der einzige tonale, zugleich aber auch der einzige deutsche Komponist war, von dem Schönberg etwas hielt 3.
In seinem Brief erläutert Schönberg die Gründe, weshalb er die Österreicher in seinem Vorschlag so stark bevorzugt habe. Er schreibt:
I. gibt es in Österreich keine einzige einer solchen Wahl entsprechende Möglichkeit zu einer Ehrung.
II. wurde sie dort grundsätzlich nie an die richtigen verliehen (ich wäre gewiss noch nicht Professor, wenn ich es nicht in Preußen worden wäre, obwohl es für die meisten unbedeutenden Musiker in Wien geradezu schwer ist einer Titelverleihung zu entgehen).
III: Sind die von mir vorgeschlagenen Komponisten solche, die wenn sie in Deutschland lebten, schon längst grössere Anerkennung gefunden hätten und bei der allgemeinen Nichtbeachtung, mit der man sie in Österreich bedenkt, eine Aufmunterung durch großzügiger denkende Kollegen sehr nötig hätten. 4
Schumann antwortete umgehend. In seinem Brief vom 10. 1. 29 5 lesen wir: Ihren Brief vom 6.1. erhielt ich soeben und ich beeile mich Sie zu bitten von Ihren vorgeschlagenen Herren für Berlin einen und von den auswärtigen höchstens 2 auswählbar zu machen. Ihre Erklärung (die Bevorzugung von Österreichern betreffend; Anmerkung des Verfassers) verstehe ich vollkommen und bedauere nur, dass Sie dafür in den Sitzungen nicht Zustimmung erwarten können. 6
Schönberg reagierte auf Schumanns Schreiben schon am 15. Januar immer noch von Monte Carlo aus und reduzierte seine Vorschläge für auswärtige Mitglieder auf Dr. Anton von Webern und Alban Berg. 7 Es versteht sich von selbst, dass bei Schönbergs Begründung für die Bevorzugung von Österreichern in seinem Vorschlag Kaminski als einziger Deutscher von der Liste gestrichen wurde.
Aber wer war dieser Heinrich Kaminski überhaupt, und welches waren die Gründe, die Schönberg veranlassten, diesen für eine Wahl in die Preußische Akademie der Künste vorzuschlagen?
Kaminski wurde am 4. Juli 1886 in Tiengen (zum heutigen Waldshut-Tiengen gehörend) als fünftes von sechs Kindern geboren. Sein Vater war altkatholischer Pfarrer, seine Mutter Sängerin. Nach dem Abitur hatte er eine Banklehre begonnen, brach diese aber ab und studierte Staatswissenschaften in Heidelberg. Auch das Studium gab er auf. Erst 1907 also mit einundzwanzig Jahren nahm er immer noch in Heidelberg weiterführenden Klavierunterricht und ließ sich von Philipp Wolfrum in die Musiktheorie einführen. 1909 begann er sein Kompositionsstudium in Berlin. Seine Erfolge als Komponist setzten nach dem ersten Weltkrieg ein. Zahlreiche Werke Kaminskis wurden schon vor 1929, dem Jahr also, in dem ihn Schönberg in seine Vorschlagsliste aufnahm, viel beachtet von prominenten Interpreten aufgeführt. So leitete Bruno Walter in München die Uraufführung des 69. Psalms, dirigierte Fritz Busch in Dresden und Hermann Scherchen in Winterthur Kaminskis Concerto grosso, bestritt 1923 der spätere Thomaskantor Günther Ramin die Uraufführung der Orgeltoccata, sang Lotte Lehmann 1925 beim Fest der IGNM in Salzburg die Uraufführung der Drei geistlichen Lieder und wurde bei den Donaueschinger Musiktagen 1925 das Quintett für Klarinette, Horn, Violine, Bratsche und Violoncello aus der Taufe gehoben. Später, im November 1935, stand dann die Dorische Musik auf dem Programm eines Konzertes der Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler. Die Aufführungen wurden zum Teil stürmisch gefeiert. Kaminski konnte aber nicht nur auf eine Vielzahl besonders beachteter Aufführungen durch renommierte Interpreten in wichtigen Musikzentren zurück blicken; 1921 hatte die Wiener Universal Edition mit ihm einen Exklusivvertrag über 10 Jahre vereinbart, und im darauf folgenden Jahr entschloss sich der Schweizer Industrielle Werner Reinhart, ihn materiell und ideell auf unbestimmte Zeit zu fördern.
Als Schönberg am 6. Januar 1929 Kaminski in seine Vorschlagsliste aufnahm, galt dieser also bereits als erfolgreicher Komponist. Sogar schon so erfolgreich, dass Schönberg meinte, einen Brief vom 15. 7. 1929 an Emil Herzka, den Direktor der Universal Edition grantelnd mit folgender Bemerkung abschließen zu müssen: Schade, dass Sie zum Abschluss einer Einigung mit mir nicht soviel Zeit übrig haben, wie für Kaminsky! 8
Schönbergs Vorschlagsliste für Auswärtige bestand also in seinem zweiten Schreiben an Schumann nur noch aus den Namen Alban Berg und Anton Webern. Selbstverständlich lagen auch weitere Vorschläge anderer Akademie-Mitglieder vor. Wer aber kam zum Zug? Einer aus Schönbergs Liste, Alban Berg, und einer, der daraus entfernt worden war, Heinrich Kaminski. Anton Webern, der offenbar mit einer Berufung gerechnet hatte, schrieb Schönberg einen Brief, in dem er seine Enttäuschung kund tat: Mein liebster Freund, eben las ich in der Zeitung, dass Kaminski an die Stelle, die früher Pfitzner an der Hochschule inne hatte, berufen worden sei. Ist die Notiz richtig? Oder ist das am Ende gar die Stelle an der Akademie, die du neulich als freigeworden erwähntest? Mich hat diese Notiz sehr aufgeregt u. auf Gedanken gebracht, die dir gegenüber sofort auszusprechen es mir keine Ruhe lässt. Umso mehr als meine materielle Lage zur Zeit wieder (trotz der Engagements im Nov. u. Dez.) eine viel schwierigere geworden ist... 9
Was die Berufung Alban Bergs betrifft, war die Autorität Schönbergs sicher so groß, dass sein Vorschlag per Abstimmung angenommen wurde. Kaminski dagegen hatte einen anderen Fürsprecher. Hans Hartog, der bedeutendste Kenner und Sammler aller erreichbaren Kaminski-Dokumente und Zeitzeugen-Berichte, teilt in seinen beiden biographischen Schriften mit, dass schon im Jahr 1928 der preußische Staatssekretär Leo Kestenberg plante, Kaminski bei nächster Gelegenheit als Leiter einer Meisterklasse für Komposition an die Preußische Akademie der Künste zu berufen 10. Am 1. Januar 1930 wurde Kaminski dann tatsächlich Vorsteher einer Meisterklasse an der Berliner Akademie mit dem Titel eines Professors. 11 Max Liebermann führte ihn in sein neues Amt ein.
Wie konnte es trotz der Wertschätzung nicht nur seines Komponisten-Kollegen Schönberg, sondern auch bedeutender Interpreten wie z.B. Bruno Walter, Fritz Busch, Hermann Scherchen, Wilhelm Furtwängler und Günther Ramin dazu kommen, dass Kaminskis Werk aus dem öffentlichen musikalischen Bewusstsein verschwand? Zwar werden im kirchlichen Raum seine Chorwerke immer wieder aufgeführt, meistens ist es der 130. Psalm, die Orchester- und Kammermusik jedoch sucht man in den Programmen der Konzertveranstalter vergeblich. Klaus Blum, der sich in einem größeren Aufsatz intensiv mit der Kaminski-Rezeption in den Jahren 1916 1946 auseinandergesetzt hat, meint darin gegen Ende: Mit dem 1938 verhängten, bis 1941 geltenden Aufführungsverbot Kaminskischer Werke ist natürlich auch eine totale Rezeptions-Stille in der Presse im Reich verbunden, die nur in der Schweiz durchbrochen wird...Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches und seines Musiklebens wirkte sich natürlich auch verhängnisvoll auf die Kaminski-Rezeption aus. Der Komponist starb, ehe ein neues, befreites Musikleben anlaufen konnte. Wichtige Protagonisten seiner Musik waren gefallen, verschiedene bald nach dem Kriege gestorben oder hatten keine Gelegenheit mehr, aktiv für das Werk einzutreten. Das 1950 in Göttingen posthum uraufgeführte Spiel vom König Aphelius sorgte in Fachkreisen noch einmal für Gesprächsstoff dann wandte sich das Interesse Neuem zu. Das Lebenswerk Kaminskis mußte im Bewußtsein Weniger überwintern. 12
Blums Argumenten kann ich nicht in jedem Punkt zustimmen, schon deshalb nicht, weil seine Übersicht nur die Jahre bis 1946 umfasst. Inzwischen sind fast weitere sechzig Jahre vergangen, so dass sich die Gründe für das Verschwinden des größten Teils Kaminskischer Musik besser erklären lassen. Wenn Blum meint, dass Kaminski gestorben sei, bevor ein neues, befreites Musikleben anlaufen konnte, dann müsste dieses Argument auch für die Musik des 1945 in Mittersill von einem amerikanischen Soldaten erschossenen Anton Webern gelten. Davon kann aber nicht die Rede sein. Es muss demnach gefragt werden, warum der eine als Komponist im heutigen Musikleben fast vollständig verschwinden konnte, während der andere dort weiterhin präsent ist.
Eine Antwort auf diese Frage lässt sich relativ leicht finden. Vor 1933 bedeutete Avantgarde eine Stilvielfalt, die sich etwa mit Namen wie Strawinsky, Malipiero, Roussel, Koechlin, Honegger, Hindemith, Bartok usw., aber auch mit denen wie Schönberg, Webern und Berg, ebenso wie mit Kaminski umschreiben lässt. Nach 1945 führte die Entwicklung zu einer Verengung des Begriffs Avantgarde. Denn an den zentralen Stätten Donaueschingen (wieder seit 1946) und Darmstadt (seit 1951), die Sammelpunkte und Diskussionsforen waren für alles, was man unter dem Begriff moderne Musik verstand, wurde fast ausschließlich atonale Musik akzeptiert. Deshalb standen Schönberg und Webern nicht nur im Brennpunkt dessen, was damals als Avantgarde galt, vielmehr knüpften an ihren Werken auch diejenigen an, die die kompositorische Entwicklung vorantrieben. Die wichtigsten Personen in diesem Zusammenhang sind bekanntlich Stockhausen, Nono und Boulez; der Ausgangspunkt und die weitere Entwicklung lassen sich mit den Begriffen Zwölftonmethode, Serialismus, Elektronische Musik grob umschreiben. In diesem Umfeld einer neu definierten Avantgarde scheiterten die Werke Kaminskis, dessen Musik damals offenbar ausschließlich als tonale verstanden wurde. Ihr Beitrag zu einer Entwicklung, die Schönberg auf der Ebene der F r e q u e n z v e r h ä l t n i s s e initiiert hatte, und die Kaminski dann etwas später auf einen anderen Parameter der Musik zugreifend ebenfalls in Relationen, nämlich in T e m p o r e l a t i o n e n anordnete, war damals der Wahrnehmung offenbar nicht zugänglich zu machen, obwohl Berührungspunkte in dieser Hinsicht z.B. zwischen Kaminski und Webern nicht zu übersehen sind. 13 Kaminski stand eben damals als zeitlebens tonal Komponierender im Generalverdacht, ein Antimoderner zu sein.
Wenn Blum als weiteres Argument für das Verschwinden von Kaminskis Musik anführt, dass wichtige Protagonisten aus verschiedenen Gründen nicht mehr für seine Werke eintreten konnten, dann trifft das zumindest in einem Fall mit Sicherheit nicht zu. Carl Orff, der zeitweise bei Kaminski studiert hatte und das Ende des zweiten Weltkriegs um 37 Jahre überlebte, hätte sich für das Werk seines Lehrers einsetzen können. Ob er es nicht oder vergeblich tat, entzieht sich meiner Kenntnis. Als ich 1963 selbst in der Basilika von Benediktbeuern unter Orffs Leitung bei Schallplattenaufnahmen mitwirkte, besuchte ich Heinrich Kaminskis Witwe im benachbarten Ried, die sehr darüber Klage führte, dass sich Orff n i c h t für das Werk ihres Mannes einsetze.
Übrigens haben auch Dirigenten, die sich in den zwanziger und dreißiger Jahren als Vorkämpfer für das Werk Kaminskis einsetzten, das Ende des 2. Weltkriegs und der Hitlerdiktatur überlebt: Fritz Busch um sechs, Wilhelm Furtwängler um neun, Bruno Walter um siebzehn und Hermann Scherchen gar um einundzwanzig Jahre. Von keinem der Genannten ist bekannt, dass sie nach dem Krieg Werke Kaminskis wieder in ihre Programme aufgenommen hätten!
Der entscheidende Einschnitt in der Kaminski-Rezeption liegt meiner Auffassung nach vor 1945, nämlich im Jahr 1938. Damals verhängten die Nationalsozialisten ein Aufführungsverbot über Kaminskis Werke, weil ihr Autor nicht nur nicht in der Lage war, seine arische Abstammung nachzuweisen, sondern weil die so genannte Reichsstelle für Sippenforschung sogar meinte nachgewiesen zu haben, dass Kaminski im Sinne der ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14.11.1935 (RGBl. I S.1333) jüdischer Mischling sei. Da dieser Einschnitt in der Kaminski-Rezeption von so großer Bedeutung für das Verschwinden des Werkes bis zum heutigen Tag ist und da darüber hinaus die Frage, ob es jüdische Vorfahren gibt, selbst in meiner Familie 14 bis auf den heutigen Tag kontrovers diskutiert wird, soll hier eine ausführlichere Darstellung der Vorgänge vom Jahr 1935 an folgen.
Tragen wir zuerst nach, dass Kaminskis Lehrauftrag an der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin 1933 nicht verlängert wurde. Ein Grund dafür wird gewesen sein, dass nur ein Schüler den Weg zu Kaminski gefunden hatte. Hartog meint darüber hinaus, dass die Berliner Presse, die Kaminskis Berufung von Anfang an als Fehlbesetzung diffamiert habe, mit der Entlassung das sich selbst gesteckte Ziel erreicht hat. 15
1935 setzten Bemühungen ein, Kaminski wieder als Vorsteher einer Meisterklasse an die Preußische Akademie zu berufen. Das ist einem Brief an Professor Stein vom 10. Oktober 1935 16 zu entnehmen, in dem Kaminski einmal die Bedingungen umschreibt, die für ihn Voraussetzung für die Annahme der Berufung wären (Gehalt, Umfang des Lehrauftrags, Umzug nach Berlin, Ferien), ein andermal aber den Hinweis enthält, dass er trotz aller Bemühungen seines Bruders Marzell den Stammbaum väterlicherseits nicht lückenlos nachweisen könne. Georg Schumann, der stellvertretende Direktor der Akademie, antwortete ihm am 31. Oktober 17, ohne auf das Problem des nicht erbrachten Ariernachweises einzugehen. Das war deshalb nicht nötig, weil die Reichsstelle für Sippenforschung schon am 1. Oktober an die Akademie vermutlich auf deren Veranlassung einen Unbedenklichkeitsbescheid geschickt hatte, der aber warnend mit folgenden Worten schließt: Dieser Unbedenklichkeitsbescheid ist nur für die bei der dortigen Dienststelle geführten Personalakten bestimmt und stellt keinen förmlichen Abstammungsnachweis dar. Eine endgültige Stellungnahme behalte ich mir vor. 18
Erst am 15. Juli 1937 veröffentlichte die deutsche Presse dann eine Liste mit den Namen von 41 Künstlern, die von Erziehungsminister Rust zu neuen Mitgliedern der Akademie ernannt worden waren. 19 In der Abteilung Musik gehörte neben Wilhelm Furtwängler, Armin Knab und Hermann Reutter auch Heinrich Kaminski zu den Ernannten. 20Wegen eines Kompetenzstreits zwischen Goebbels und Rust musste dieser drei Tage später die Ernennungen widerrufen. 21
Schon am 10. Oktober 1937 jedoch insistierte die Akademie und brachte in einem Schreiben an den Herrn Reichs- und Preussischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung zum Ausdruck, dass es der dringende Wunsch der Mitglieder der Akademie sei, ihren Kreis durch einige besonders bedeutende Künstler zu ergänzen 22. Das sei schon deshalb notwendig, weil durch das Ausscheiden von Mitgliedern auf Grund des Berufsbeamtengesetzes und durch Todesfälle 23 die Mitgliedschaft erheblich verringert sei. Unter den Musikern wird wiederum Heinrich Kaminski als ordentliches Mitglied vorgeschlagen. Begründung: Heinrich K a m i n s k i s Bedeutung ist allgemein anerkannt...Er hat sich auf allen Gebieten der Komposition mit grossem Erfolg betätigt. Seine Berufung in die Akademie ist ein schon lange gehegter Wunsch der Musikabteilung. 24 Die Bemühungen der Akademie blieben jedoch erfolglos.
Am 11. Mai 1938 übersandte der Leiter der Reichsstelle für Sippenforschung der Akademie die Abschrift einer Stellungnahme zur Abstammung des Komponisten Heinrich Kaminski. Derzufolge sei der am 1.10.1935 erteilte vorläufige Unbedenklichkeitsbescheid umgehend zurückzureichen. 25 In der Stellungnahme 26 lesen wir, dass der Vater von Heinrich Kaminski, Paul Kaminski, als unehelicher Sohn einer Jüdin geboren und später katholisch getauft worden sei. Als dessen Geburtstag wird der 16. August 1834, als Geburtsort Czestochau genannt. Die katholische Taufe habe am 23. Februar 1851 in Deutsch-Piekar stattgefunden, das sei jedenfalls der dort aufgefundenen Taufurkunde zu entnehmen. Als Mutter wird darin die jüdische Magd Rosel Wartenberger, als unehelicher Vater laut Zeugnis einer Schwester der Rosel Wartenberger ein katholischer Beamter namens Steinmann vulgo Kamienski genannt. Weiter lesen wir in der Stellungnahme: Eine Untersuchung über die rassische Einordnung des Steinmann vulgo Kamienski ist noch im Gange. Daher kann jetzt noch nicht entschieden werden, ob der Prüfling (gemeint ist Heinrich Kaminski; Zusatz des Verfassers) als Mischling I. oder II. Grades anzusehen ist. Einen endgültigen Entscheid behalte ich mir vor. 27
Nach diesem Bescheid fühlte sich Kaminski in seiner Existenz bedroht, denn er musste bei einer Einordnung seines angeblichen Großvaters als Jude damit rechnen, zum Halbjuden erklärt zu werden, was wiederum zu seiner Verhaftung hätte führen können. Deshalb floh er in die Schweiz. Die Stellungnahme der Reichsstelle für Sippenforschung war auch verbunden mit einem s o f o r t i g e n A u f f ü h r u n g s v e r b o t. 28
Alle diejenigen, die sich für Heinrich Kaminski einsetzen wollten, richteten ihre Hoffnung darauf, dass Geburtsdatum und ort in der Stellungnahme von den Angaben in Paul Kaminskis handgeschriebenem Lebenslauf 29 abweichen. Nach der Feststellung des Sippenamtes wurde Paul Kamienski am 16.08.1834 in Czestochau, seinem selbst verfassten Lebenslauf zufolge aber am 20. Juni 1835 in Beuthen 30 geboren. Dass seine Geburt im Dunkeln liegt, machen zwei weitere Geburtsdaten deutlich: Die Heiratsurkunde von Paul und Mathilde Kaminski nennt den 28. Juni 1836 31, die Grabplatte des Paul Kaminski in Tiengen den 16. Juni 1836! Auch in die unterschiedliche Schreibweise des Namens Kaminski bzw. Kamienski setzten die Freunde des Komponisten die Hoffnung, dass es sich um verschiedene Personen handle.
Die Preußische Akademie sah sich gezwungen, den Bescheid anzuerkennen, jedoch tat ihr stellvertretender Direktor Georg Schumann sein Möglichstes, indem er in einem Schreiben an den Leiter der Reichsstelle für Sippenforschung 32 und in einem weiteren an den Reichserziehungsminister 33 mit Nachdruck um gründliche Nachforschungen bat, weil es sich bei der Persönlichkeit des Heinrich Friedrich Kaminski immerhin um einen bedeutenden Komponisten handelt.
Die Geschwister Heinrich, Mathilde und Arthur Kaminski gaben am 28. Januar 1939 eine schriftliche Erklärung 34 ab, dass ihr Vater, der Pfarrer Paul Kaminski, immer am 20. Juni seinen Geburtstag gefeiert habe.
Ein weiterer Bruder, Marzell Kaminski, verfasste am 7. Februar 1939 ein Schreiben 35, in dem er sich verzweifelt bemühte nachzuweisen, dass die Mitglieder seiner Familie in keinem Fall Juden sein könnten (u.a. blonde Haare, blaue Augen usw.).
Mit allergrößtem Nachdruck aber setzte sich der Jurist Hermann Jochmus für Kaminski ein, der ihn schriftlich ermächtigt hatte, alle notwendigen Massnahmen zu treffen und Verhandlungen zu führen, um über die Abstammung m. Vaters, des Pfarrers Paul Kaminski Klarheit zu gewinnen. 36 Am 24. Mai legte Jochmus der Preußischen Akademie der Künste einen sechs Seiten umfassenden Bericht 37 vor, in dem er versuchte nachzuweisen, dass es sich bei dem Täufling aus Deutsch-Piekar und dem Pfarrer Paul Kaminski um verschiedene Personen handeln müsse.
Die Bemühungen des Rechtsanwalts führten nicht zum Erfolg. Einer Aktennotiz aus der Akademie 38 vom 23. November 1939 lässt sich entnehmen, dass die Nachforschungen kurz vor dem Abschluss standen. Wir lesen: Das wesentliche Ergebnis dieser Nachforschungen ist, dass Heinrich Kaminskis Vater tatsächlich der uneheliche Sohn der jüdischen Magd Rosel Wartenberger ist. Auch Direktor Jochmus mußte zugeben, dass an dieser Tatsache nicht mehr zu zweifeln ist. 39 Und weiter unten: Die Mutter von Paul Kaminski, Rosel Wartenberger, hat sich im Jahre 1836 verheiratet und dann in Breslau gelebt. Diese Tatsache war bisher schon bekannt und die Familie hat gewusst, dass der Pfarrer Paul Kaminski sogar persönliche Beziehungen zu den in Breslau wohnenden Kindern der Wartenberger unterhalten hat. Als Name des Ehemanns der Wartenberger wurde auch schon von der Familie Kaminski der Name Schäfer genannt. 40 Die Reichsstelle hat festgestellt, dass er Baruch Schäfer hieß; schon aus diesem Vornamen geht hervor, dass er Jude war und hieraus ergibt sich die immerhin bemerkenswerte Tatsache, dass Paul Kaminski im Zusammenhang mit diesen jüdischen Verwandten geblieben ist. 41
Nach dieser Aktennotiz ist aber die arische Abstammung des unehelichen Vaters von Paul Kaminski immer noch ungeklärt.
Am 15. April 1940 übersendet der Direktor der Reichsstelle für Sippenforschung den e n d g ü l- t i g e n A b s t a m m u n g s b e s c h e i d für den Komponisten Heinrich Kaminski 42 an die Preußische Akademie der Künste. Darin wird festgestellt: Anhaltspunkte für eine jüdische Abstammung des Erzeugers (des Vaters von Paul Kaminski; Anm. des Verfassers) haben sich nicht ergeben. 43 Was das für Heinrich Kaminski bedeutet, übermittelt Hermann Jochmus, indem er diesem den Wortlaut einer Mitteilung der Reichsmusikkammer vom 31. Mai 1941 weitergibt: Die Reichsleitung der NSDAP erkennt das Gutachten der Reichsstelle für Sippenforschung vom 15.4.1940 über die Abstammung des Herrn Professor Heinrich Kaminski an. Herr K. ist nach dem Gutachten Mischling mit einem der Rasse nach volljüdischen Großelternteil. Daher hat die Reichsleitung der NSDAP gegen die öffentliche Aufführung seiner Werke keine Bedenken, außer wenn es sich um Konzerte der Partei, ihrer Gliederungen und der angeschlossenen Verbände handelt. 44
Man kann nicht umhin, festzustellen, dass die Nationalsozialisten gemäß dem gesetzlich verordneten Rassenwahn bei ihrer widerlichen Arbeit mit äußerster Präzision vorgegangen sind. Als Ergebnis steht demnach fest, dass der Vater von Heinrich Kaminski, Pfarrer Paul Kaminski, uneheliches Kind einer Jüdin war. Das musste selbst der mit der Angelegenheit betreute Anwalt Hermann Jochmus einräumen. Ergebnis von dessen Bemühungen war aber immerhin, dass Heinrich Kaminski als Mischling zweiten Grades eingestuft wurde, was zur Aufhebung des Aufführungsverbots seiner Werke führte.
Aber was war das für eine Aufhebung? Damals hatten die Nationalsozialisten fast die ganze deutsche Gesellschaft in Verbände und Unterverbände aufgeteilt, auch schon bestehende Gruppierungen übernommen. Alle diese Verbände wurden der NSDAP unterstellt, gleichgeschaltet, wie das damals hieß. Bei den Konzerten dieser Verbände durften Kaminskis Werke weiterhin nicht aufgeführt werden. Darüber hinaus lesen wir in der bereits zitierten Aktennotiz 45, was es bedeutete, als Mischling zweiten Grades eingeordnet worden zu sein: Herr Dr. Stengel 46 teilte mir auch mit, dass der Rundfunk im allgemeinen selbst von Mischlingen zweiten Grades keine Werke zur Aufführung bringt. 47 Mit der Ausnahme ganz weniger Aufführungsorte und möglichkeiten also bestand das Aufführungsverbot fort. Trotz dessen Aufhebung wurde Kaminski, der inzwischen aus der Schweiz nach Deutschland zurückgekehrt war, weiter genauestens überwacht. Denn schon am 8. Juli 1940 bittet das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Sofort bearbeiten! Streng vertraulich! - die Gauleitung in München um ein Gutachten 48: Der Komponist Heinrich Kaminski ist Vierteljude. Wir benötigen ein möglichst ausführliches politisches Gutachten über den Obengenannten und bitten um rascheste Zusendung desselben. 49 Am 2. Juni 1942 richtet Herbert Gerigk, Leiter der Hauptstelle Musik und des Kulturpolitischen Archivs, ein Schreiben an die Münchner Partei-Kanzlei: Es gibt immer noch eine stattliche Reihe von Mischlingen ersten und zweiten Grades, die im Besitz von Sondergenehmigungen sind, und darunter befinden sich auch Kulturerzeugende. Damit lassen wir also zu, dass ein Halbjude (bspw. der Komponist Günther Raphael) oder Vierteljude (bspw. der Komponist Boris Blacher oder Heinrich Kaminski) Werke schafft, die notwendig jüdischen Geist atmen, die aber den Schutz der nationalsozialistischen Kulturgesetzgebung genießen. Wir konservieren gewissermaßen für unbegrenzte Zeit einen Rest jüdischen Geistes, der unerkannt manchen Schaden anrichten wird... Die Frage muß aufgeworfen werden, ob es im Zeichen der Liquidierung des Judentums in Europa angebracht ist, jüdische Mischlinge als Kulturschaffende in irgendeiner Form zuzulassen. Der reproduktive Mischling stirbt in ein bis zwei Generationen aus, während die Erzeugnisse des kulturschaffenden Mischlings unbegrenzt weiter erhalten bleiben. 50 Trotz der Beobachtung durch Organe der NSDAP soll Heinrich Kaminski Alexander Schmorell, einem Mitglied der Weißen Rose, auf dessen Flucht behilflich gewesen sein. 51
Karl Schleifer nannte, nach dem Krieg zurückblickend 52, die wenigen positiven Beispiele engagierten Eintretens für Kaminski, dass z.B. ab 1942 der Verleger Karl Vötterle die inzwischen entstandenen Kaminskischen Werke im Bärenreiter-Verlag Kassel herausbrachte; der mutige Versuch einer Aufführung des Tanzdramas durch das Theater in Klagenfurt, ebenfalls im Jahr 1944, kam allerdings nicht zustande wegen eines Bescheids des Propagandaministeriums, der lautete, das Werk von Kaminski sei durch das eines anderen Komponisten zu ersetzen. 53 Negativ allerdings schlägt zu Buche, dass selbst kirchliche Institutionen meinten, vor einem Eintreten für das Werk Kaminskis sich in vorauseilendem Gehorsam der Zustimmung der Reichsmusikkammer versichern zu müssen. In einem Schreiben der Reichskulturkammer an die Reichsmusikkammer vom 27. September 1940 lesen wir: In der Anlage übersende ich Ihnen eine Anfrage des Landeskirchlichen Amtes für Kirchenmusik in Hamburg, den Komponisten Heinrich Kaminski betreffend, mit der Bitte, das Landeskirchenamt Hamburg von dort zu bescheiden. 54 Schleifer scheute sich nicht, andere Negativ-Beispiele zu erwähnen, dass z. B. 1944 Kurt Thomas den Wunsch nach Aufführungen Kaminskischer Chorwerke mit den Worten ablehnte, Kaminski sei im Augenblick unerwünscht 55. Die Aufhebung des Aufführungsverbots stellte sich letzten Endes als Farce heraus. Ausnahmen indes waren möglich und gab es. Karl Schleifer berichtet: Damals sagte ich mir, ich will doch mal sehen, wie weit sie es treiben. Ich führte in München munter seine Orgelwerke und großen Chormotetten auf; ich dirigierte 1941 im Odeon das Magnificat mit dem Staatstheaterorchester und ich lebe noch. Es gehörte kein Heldenmut dazu, Kaminski aufzuführen, aber auch das bißchen Zivilcourage brachte keiner auf. 56
Die weiterhin bestehende Nichtbeachtung des Werkes von Heinrich Kaminski seit dem 31. Mai 1941, dem Datum der Aufhebung des Aufführungsverbotes, wurde nun nach dem 2. Weltkrieg perpetuiert, weil sich das Interesse in den Zentren der Neuen Musik, in Donaueschingen und Darmstadt, in der Hauptsache auf atonale Musik und deren Weiterentwicklung konzentrierte. Erst in den unmittelbar zurückliegenden Jahren wurden die Begriffe Neue Musik bzw. musikalische Avantgarde wieder auf eine breitere Basis gestellt und die Komponisten entfernen sich seitdem in ihren Arbeiten voneinander, auch unter dem Einfluss einer musikalischen Globalisierung, im Zeichen einer größeren Stilvielfalt. Entwicklungen, die nach 1945 einsetzten, gelangten inzwischen sogar an ihr Ende, was dann wiederum zur Auflösung von Ensembles führen konnte, die sich den damals entstandenen Kompositionen verschrieben hatten. Clytus Gottwald, dessen Schola cantorum für den Gang dessen, was man nach dem zweiten Weltkrieg unter moderner Chormusik verstand, so eminent Wichtiges geleistet hatte, bemerkt zur Auflösung seines Vokalensembles im Jahr 1990: The gang of stars as Kagel once good-humoredly called us, decided to retire in 1990 after thirty years of performing. This step was taken not just because we are getting on in years, but also because a new era in composition has appeared. Reality and potential do not correlate anymore; the two vectors, once convergent, now continually diverge along their paths into the future. For those who do not wish to repeat themselves, this is the sign to say Adieu. 57
Erst jetzt, im Umfeld dieser von Gottwald so genannten new era of composition, meine ich Ansätze einer Kaminski-Renaissance auszumachen. Ein Verlag 58 bringt als Reprints sogar Studienpartituren verschiedener Werke von ihm und seinen Schülern (z.B. Reinhard Schwarz-Schilling und Heinz Schubert) heraus. Derselbe Verlag hat, gefördert von der ernst von siemens musikstiftung, im Jahr 2004 ein Tourneeprojekt mit dem Orchestre des Régions Européennes organisiert, das durch acht deutsche Städte führte. Angefragte deutsche Rundfunkanstalten konnten sich jedoch nicht zu einem Mitschnitt, geschweige denn zu einer Produktion durchringen. Zur verstärkten Förderung und besseren Koordinierung der Bemühungen um Kaminskis Werk wurde 1987 im Tiengener Schloss, in dem die Pfarrersfamilie Kaminski von 1878 bis 1907 wohnte, eine Heinrich Kaminski Gesellschaft gegründet. Sie initiierte verschiedene CDs mit Kammermusik und dem gesamten Orgelwerk Kaminskis, im Jahr 2005 die viel beachtete Aufnahme seines geistlichen A-Cappella-Werks durch den orpheus chor münchen unter Gerd Guglhör 59. Das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm eröffnete am 4. Juli 2006 sein 5. Philharmonisches Konzert mit der DORISCHEN MUSIK; am Vorabend musizierten Mitglieder dieses Orchesters und Gäste Kaminskis Streichquartett in F-Dur und sein Quintett für Klarinette, Horn, Violine, Bratsche und Violoncello. Nicht hoch genug kann die Einspielung des F-Dur-Quartetts durch das casalQUARTETT 60 bewertet werden. Besondere Erwähnung verdient auch, dass im Jahr 2005 kein Geringerer als Heinz-Klaus Metzger dem Komponisten Kaminski einen visionären, musikphilosophischen Text widmete. (siehe Seite....in diesem Heft) Einen Überblick über den Umfang der Präsenz Kaminskischer Musik kann sich derjenige verschaffen, der sich in den Heften III 61, IV 62 und V 63 der Heinrich Kaminski Gesellschaft mit den Beiträgen von Reiner Bölhoff und Wolfgang Zimmermann befasst oder der im Internet den Namen Kaminski in eine Suchmaschine eingibt.
Wird den Bemühungen um das Werk des deutschen, tonal komponierenden Kaminski, von dem der atonale Schönberg so viel hielt, dass er ihn 1929 für die Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin meinte vorschlagen zu können, Erfolg beschieden sein? Zweimal schon verschwand sein Werk aus den Programmen der Konzertveranstalter: 1938 und 1945. Volker Tarnow meint am Ende eines Artikels über das Berliner Konzert des Orchestre des Régions Européennes am 27.10.2004 in der Welt vom 29.10.2004: Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Kaminski wiederkehrt oder ein drittes Mal untergeht. 64

Anmerkungen/Quellen

1
Heinz-Klaus Metzger, Der verschollene Komponist, in: SDR, Musikforum, Sendung zum 100. Geburtstag von Heinrich Kaminski; Sendetermin: 23.06.1986, 22.10 Uhr; Mitschnitt im Besitz des Verfassers.
2
Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Preußische Akademie der Künste Nr. 1097 Bl. 257.
3
Wie Anm. 1.
4
Wie Anm. 2.
5
Arnold Schönberg Center Wien, Archiv, Briefwechsel, Briefe an Schönberg 1929; der Brief Schumanns ist dort versehentlich unter dem Datum 29.1.1929 eingeordnet.
6
Ebd.
7
Wie Anm. 2, Nr. 1097 Bl. 193.
8
Wie Anm. 5, Briefe von Schönberg 1929, 15.07.1929.
9
Wie Anm. 5, Briefe an Schönberg 1930, 7. 1. 1930.
10
Hans Hartog, Heinrich Kaminski Ein Lebensbild; demnächst zitiert als Hartog I; in: Alexander L. Suder (Hrg.), Komponisten in Bayern, Bd. 11: Heinrich Kaminski, Tutzing 1986, S. 38.
Auch mitgeteilt in:
Ders., Heinrich Kaminski, Leben und Werk, Tutzing 1987, S. 89. Demnächst zitiert als Hartog II
11
Hartog I, S. 42.
Auch mitgeteilt in:
Hartog II, S. 107.
12
Suder, Kaminski (wie Anm. 10), S. 170.
13
Manfred Peters, Heinrich Kaminski und Arnold Schönberg; in: ÖMZ 8/2005, S. 19 ff.
14
Der Verfasser ist Enkel des altkatholischen Pfarrers Arthur Kaminski, des ältesten Bruders von Heinrich Kaminski.
15
Hartog II, S. 108 u. S. 145.
16
Stiftung Archiv (wie Anm. 2) Nr. 1121, Bl. 11/12.
17
Ebd., Bl. 7/8.
18
Ebd., Nr. I/238, Bl. 9.
19
>>...alle, die zu diser Academie Beruffen<<, Verzeichnis der Mitglieder der Berliner Akademie der Künste/1696-1996, hrsg. v. d. Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin 1996, S. 356.
20
Ebd., S. 357.
21
Ebd., S. 357 f.
22
Stiftung Archiv (wie Anm. 2), Nr. 1105, Bl. 114 f.
23
Ebd.
24
Ebd., Bl. 115 verso.
25
Ebd., Nr. 1108, Bl. 61.
26
Ebd., Bl. 62/62 verso.
27
Ebd., Bl. 62 verso.
28
Hartog II, S. 193.
29
Bischöfliches Archiv des katholischen Bistums der Altkatholiken in Bonn, Personalakte Paul Kaminski.
30
Nach Auskunft der Ronald S. Lauder Fondation Genealogy Project at Jewish Historical Institut in Warschau (e-mail vom 22.11.2004 an den Verfasser) starb Rosalie Schäfer geb. Wartenberger am 16. Juni 1864 im Alter von 49 Jahren in Bytom/Beuthen.
31
Stiftung Archiv (wie Anm. 2), Nr. 1108, Bl. 21.
32
Ebd., Bl. 60.
33
Ebd., Bl. 59.
34
Ebd., Bl. 23.
35
Ebd., Bl. 26/26 verso.
36
Ebd., Bl. 16.
37
Ebd., Bl. 9 14.
38
Ebd., Bl. 31-32.
39
Ebd., Bl. 31.
40
Die Feststellung der Reichsstelle ist zutreffend. Denn in einem Schreiben vom 27. Januar 1936 an seinen Bruder Marzell schreibt Arthur Kaminski, dass er (Paul Kaminski; Anmerkung des Verfassers) ursprünglich den Familiennamen Schäfer geführt habe. Der Brief befindet sich im Besitz von Peter Mohr in Konstanz, einem Enkel von Marzell Kaminski.
41
Stiftung Archiv (wie Anm. 2), Bl. 31.
42
Ebd., Bl. 7/7 verso.
43
Ebd.
44
Hartog II, S. 207.
45
Wie Anm. 38.
46
Dr. Theophil Stengel war neben Herbert Gerigk Mitverfasser des 1940 in Berlin erschienenen Lexikons der Juden in der Musik ; als Reprint erschienen in: Eva Weissweiler, Ausgemerzt!, Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen, Köln 1999, S. 181 375.
47
Stiftung Archiv (wie Anm. 2), Nr. 1108 Bl. 32.
48
Bundesarchiv, Bestandssignatur Heinrich Kaminski, 4.7.1886, PK.
49
Das Ausführliche Gesamturteil, von der Kreisleitung Bad Tölz am 18. September 1940 ausgestellt, lautet: Heinrich Kaminski hat 2 Mädels und 2 Jungen die alle in der NS. Jugendbewegung stehen. Ein Junge hat schon den RAD. abgeleistet. In sozialer Hinsicht bestehen keine Klagen. Kaminski ist ein Sonderling und lebt sehr zurückgezogen. Die ersten 2 Jahre nach der Machtübernahme war er gegen den Nationalsozialismus eingestellt, in den letzten Jahren hat er sich scheinbar bekehrt und gibt in politischer Hinsicht zu Beanstandungen keinen Anlass. In: Bundesarchiv (wie Anmerkung 48).
50
Zitiert nach: Eva Weissweiler, Ausgemerzt!, Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen, Köln 1999, S. 384 f.
51
Kaminskis Fluchthilfe für Schmorell teilt ausschließlich Hartog mit (Hartog I, S. 66; Hartog II, S. 219). Kaminski, so Hartog, habe Mitte März 1943 Schmorell mindestens eine Nacht Quartier gewährt. Schmorell wurde aber schon am 24.2.1943, dem Tag, an dem man die Geschwister Scholl und Christoph Probst zu Grabe trug, in München verhaftet. Der von Hartog angegebene Zeitpunkt kann also nicht richtig sein! Verfolgt man jedoch den dem Verhörprotokoll Schmorells (Russisches Staatl. Militärarchiv [RGVA] Moskau, 1361 1 8808; das Protokoll wurde mir freundlicherweise von Dr. Armin Ziegler zur Verfügung gestellt) zu entnehmenden Fluchtweg, dann stellt man fest, dass er durch Ried, Kaminskis Wohnsitz, gekommen sein muss; die Stationen lauten: München/Thalkirchen Schäftlarn, Ortsteil Ebenhausen Kochel Walchensee Krün Elmau Krün (21./22. Februar Übernachtung im Heuschober) Mittenwald Elmau (22./23. Februar 1943 Übernachtung im Heuschober) Kochel München. Ob die beiden Übernachtungen vom 21. 23. Februar in unterschiedlichen Heuschobern und deren von Ried doch relativ weit entfernte Lage von Schmorell zum Schutz des Quartiergebers Kaminski so angegeben wurden, oder ob er tatsächlich dort in den Heuschobern - übernachtet hat, lässt sich heute nicht mehr verifizieren. Neben dem Fluchtweg erhöht ein weiterer Grund die Wahrscheinlichkeit, dass Kaminski Schmorell in Ried versteckt hat. Der Komponist war mit dem Ehepaar Hermann und Karin Probst befreundet, den Eltern des im Februar 1943 hingerichteten Christoph Probst. Erst kürzlich berichtete mir dessen Witwe, Frau Herta Siebler-Probst, dass sie sich sehr gut erinnere, wie sie zusammen mit ihrem Mann Kaminski in München traf, und auch daran, dass dieser bei dem Treffen nie den Namen Hitler in den Mund nahm, sondern sich statt dessen auf die Formulierung der unaussprechbare Name beschränkte. Alexander Schmorell, Christoph Probsts bester Freund, konnte demnach die politische Einstellung Kaminskis kennen. Diese war ihm eventuell Grund genug, sich dessen Schutz anzuvertrauen.
52
Karl Schleifer, Heinrich Kaminski Leben und Werk, in: NMZ, Nr. 3, Febr. 1947, 1. Jahrgang, S. 70 79.
53
Ebd., S. 70.
54
Bundesarchiv (wie Anm. 48), RKK.
55
Schleifer, Kaminski (wie Anm. 45), S. 70.
56
Ebd., S. 72 f.
57
Clytus Gottwald, The Work and its Interpretation, booklet zur CD-Box O MAGNUM MYSTERIUM, Brilliant classics Nr. 92149, S. 23.
58
Musikproduktion Jürgen Höflich (mph), München.
59
Heinrich Kaminski, Das geistliche A-Cappella-Werk, orpheus chor münchen, Gerd Guglhör, OEHMS Classics OC 608.
60
CONFESSION/BEKENNTNIS, Schulhoff, Ullmann, Busch, Kaminski, casalQUARTETT, telos music records TLS 111.
61
Hefte der Heinrich Kaminski Gesellschaft e.V., III, Waldshut-Tiengen 2001, S. 20-45 u. S. 46-63.
62
Ebd., IV, Waldshut-Tiengen 2003, S. 27-58 u. S. 59-83.
63
Ebd., V, Waldshut-Tiengen 2005, S. 3857 u. S. 58-67.
64
Volker Tarnow, Geheimes Deutschland der Musik; in: DIE WELT, Kultur, Bühne & Musik, 29. Oktober 2004.

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